Arcanum – Die Suche nach dem Geheimnis

Er ist in Kiel geboren und kennt Schleswig-Holstein in- und auswendig. Trotzdem ist Jan Bommes immer noch auf der Suche nach dem Unentdeckten, dem Versteckten, dem „Arcanum“. 

Unter diesem Pseudonym fotografiert Jan seit 2010 alte, verlassene Locations wie Fabrik- und Industriegelände. Auch ein verlassenes Sanatorium oder ein Freizeitpark gehörten schon zu seinen Zielen. Seesucht hat Arcanum einmal befragt, woher diese Neugier kam und was ihn am Norden so fasziniert.

Die Fotografien in diesem Beitrag stammen alle von Jan/Arcanum.

Jan (Arcanum) und seine Frau an einer der versteckten Locations.

Seesucht: Hallo, Jan. Du scheinst dich in Schleswig-Holstein ja ziemlich gut aus zu kennen. Wo liegt dein Geburtsort und wo bist du aufgewachsen?

Jan: In Kiel wurde ich geboren, verbrachte allerdings die ersten 3 Jahre meines Lebens in Köln. Hat aber nicht zu sehr geschadet. Nahezu den gesamten Rest meines Lebens habe ich dann in oder in der Nähe von Kiel (Altenholz) verbracht, unterbrochen nur durch Schüleraustausch (USA) und Studium (Marburg).

Der Kieler Hafen bei Nacht.

Seesucht: Deine Fotos sind für den Laien ziemlich ungewöhnlich und zeigen eine eher morbide Form der Ästhetik. Wie kamst du darauf, solche Bilder zu machen?

Jan: Ich finde, dass von alten Gebäuden eine eigentümliche Aura ausgeht. Sie erzählen Geschichten und nehmen mich mit in die Vergangenheit. Ein Museum kann Dir ein solches Gefühl nicht bieten, denn es ist kuratiert – in Locations befindet sich keine Absperrung oder Glasscheibe zwischen Deinen Schuhen und dem Staub der Geschichte(n), den Schritten der Menschen, die vor 30, 50 oder 100 Jahren durch dieselben Gänge gegangen sind.

BW-Gebäude

Begonnen hat meine Faszination mit dem Maroden 2010, als ich mehr zufällig am Rande der Wikingertage in Schleswig in ein verlassenes Gebäude einer ehemaligen Kaserne „stolperte“. Die Atmosphäre dort zog mich sofort in ihren Bann, und ich begann – damals noch mit dem Handy – Fotos zu machen. Danach hielt ich erst mal nur meine Augen offen und fand hin und wieder weitere Locations, fing aber vor ca. 2 Jahren an, intensiver nach entsprechenden Orten zu suchen.

Torpedoversuchsanstalt

Seesucht: Wie findet man solche Locations?

Jan: Mit Geduld und Spucke 😉 Spaß beiseite, es kostet vor allem Zeit. Und „Google ist Dein Freund“. Ich bringe viele Stunden vor dem Rechner mit Recherche zu, nicht nur um die Orte zu finden, sondern auch um etwas über ihre Geschichte zu erfahren und eventuelle Sicherheitsrisiken einschätzen zu können.

Altes Chemiewerk.

Seesucht: Was war dein für dich bewegendster Ausflug beim Fotografieren?

Jan: Das kann ich gar nicht so sagen. Jeder Ausflug ist in seiner Hinsicht einzigartig. Manchmal bin ich bewegt von der historischen Relevanz eines Ortes, bei anderen Orten ist es die Art und Weise wie die Natur sich den Raum zurückholt, den der Mensch ihr einst wegnahm. Eine Sache, die mich immer bewegt, egal ob beim Fotografieren oder nicht, ist das Meer. Das Meer ist ein Ort, wo ich mich sehr zuhause fühle … sei es das Salzwasser in meinen Adern oder die Stickstoffbläschen in meinem Gehirn … das Ubootfahren hat wohl seine Spuren bei mir hinterlassen.

Alte Schleuse Holtenau.

In einem ehemaligen Krankenhaus in Kiel.

Seesucht: Und warum der Name Arcanum?

Jan: Dieser Name ist ein Relikt aus meiner Studienzeit. Ich versuchte mich seinerzeit an Pharmazie, und ein Pionier dieses Fachs, der alte Paracelsus, suchte stets nach dem „Arcanum“, dem „Geheimmittel“, mit dem er den Tod würde besiegen können. Als es dann um einen Namen für mein Urban Exploration „Projekt“ ging, fand ich, dass Arcanum aufgrund seiner deutschen Übersetzung – das Geheimnis, das Geheimnisvolle – sehr passend war.

Drinnen – und draußen.

Seesucht: Was machst du beruflich? Lebst du von der Fotografie?

Jan: Die Fotos mache ich nur zu meinem privaten Vergnügen. Ich lebe von meinem Job als Projektleiter in einem Kieler Callcenter.

Schwere Flak-Lehrgangsbatterie Stohl

Seesucht: Warum lebst du in Kiel und was findest du so schön an der Stadt?

Jan: Ich habe an der Arbeit ein Büro im 6. OG mit Blick auf die Kieler Förde. Jeden Tag gehe ich früh morgens über die Hörnbrücke. Ich werde jeden Tag daran erinnert, was ich so toll an Kiel finde. Das Meer. Den Wind. Die Menschen. Und die Einsilbigkeit. Kiel ist eine Provinzstadt, aber auch nicht weit weg von Hamburg. Kiel ist weltoffen, ohne dabei an Gemütlichkeit zu verlieren.

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Seesucht: Was ist für dich das Wundervolle am Norden Deutschlands?

Jan: Egal, wo man ist, man ist nie weiter weg vom Meer als 50 Kilometer  Und es gibt viel zu entdecken, Schleswig-Holstein blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die viele Spuren hinterlassen hat. Und es gibt kaum einen Ort der Welt, wo es so viele Segelschiffe gibt!

Im Hamburger Hafen auf der „Aphrodite“.

Vielen Dank an Jan für das Interview.

Hier findet ihr Arcanum online:

 > Website: http://www.arcanumphoto.blogspot.de

> Facebook: http://www.facebook.com/arcanumphoto

> Flickr: http://www.flickr.com/photos/arcanum75